Kirchen, historische Gasthöfe, Wohn- und Handwerkerhäuser: Auch in diesem Jahr hat der Bayerische Landesverein für Heimatpflege wieder traurige Beispiele verlorener Baukultur gesammelt.
Der traurige Gewinner der Abstimmung ist die Wagnergasse 2 in Landshut. Mehr dazu finden Sie in unserer Pressemitteilung.
Von 27. Dezember 2024 bis einschließlich 9. Januar 2025 konnte die Öffentlichkeit abstimmen. Zwölf besonders markante Fälle, die stellvertretend für den Verlust historischer Bausubstanz stehen, wurden für die diesjährige Abstimmung ausgewählt. Der Wettbewerb soll Bewusstsein schaffen für die zunehmende Vernichtung denkmalgeschützter und historischer Gebäude in Bayern.
Abriss 1, Bild: Erik Endres
Die Alte Schlosswirtschaft in Planegg, ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 16./17. Jahrhundert, wurde nach jahrzehntelangem Verfall und behördlichen Streitigkeiten im Januar abgerissen. Die Sanierung galt als wirtschaftlich unzumutbar, trotz Fördermitteln und Einwänden von Denkmalpflege und Bürgerinitiativen. Ein Teileinsturz 2023 beschleunigte die Abrissentscheidung aus Sicherheitsgründen.
Eingetragenes Baudenkmal Nr. D-1-84-138-21.
Quelle: Denkmalnetz Bayern.
Abriss 2, Bild: Wikimedia Commons
Die 1986 erbaute Kirche St. Monika in Ingolstadt wird abgerissen, um das Grundstück zu verkaufen und die Sanierung der benachbarten Kirche St. Augustin zu finanzieren. Rückläufige Besucherzahlen und hohe Sanierungskosten führten zur Entscheidung, trotz der emotionalen Bedeutung der Kirche für das Viertel. Der Abriss hat vor kurzem mit der Entkernung begonnen
Quelle: Bistum Eichstätt Webseite.
Abriss 3, Bild: Wikimedia Commons (Furukama, CC BY-SA 3.0)
Das Landesamt für Denkmalpflege zeigte sich „mit großer Irritation“ über den Abriss des 1929 erbauten Postgebäudes in Bad Tölz, das im Stil der Postbauschule entworfen wurde. Der Eigentümer hatte einen geplanten zweiten Termin zur Prüfung auf Denkmalwürdigkeit durch einen schnellen Abriss vorweggenommen. Der Abriss dieses bedeutsamen Gebäudes aus der frühen Moderne bleibt unerklärlich, insbesondere da es später „kritisch rekonstruiert“ werden soll.
Prüfung auf Denkmalwürdigkeit war laufend.
Quelle: Presseberichte.
Abriss 4, Bild: Wikimedia Commons (Rufus46, CC BY-SA 3.0)
Das historische Gebäude in der Wagnergasse 2 in Landshut, ein Renaissancebau aus dem 16./17. Jahrhundert, wurde im Januar abgerissen. Nach Jahrzehnten des Verfalls galt es als einsturzgefährdet, was eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellte. Nachbarn und Experten bedauerten den Verlust, da das Gebäude Jahrhunderte unbeschadet überstanden hatte. Der Abriss schafft Platz für einen Neubau, wodurch Landshut einen weiteren Teil seiner historischen Architektur verliert.
Eingetragenes Baudenkmal Nr. D-2-61-000-532.
Quelle: Presseberichte
Abriss 5, Bild: Wikimedia Commons (Renardo la vulpo, CC BY-SA 4.0)
Im November 2024 wurde in Bad Birnbach das letzte verbliebene historische Handwerkerhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert abgerissen. Es wurde zerstört, da es als wirtschaftlich unrentabel galt, es zu sanieren. Das Landratsamt erlaubte den Abriss – ohne den zuständigen Heimatpfleger anzuhören. Die Regierung von Niederbayern stellte daher „die Rechtswidrigkeit der Abrissgenehmigung“ fest. Die Interventionen des Landesvereins und des Bezirksheimatpflegers Dr. Clemens Knobling kamen leider zu spät.
Eingetragenes Baudenkmal Nr. D-2-77-113-10.
Quelle: Presseberichte.
Abriss 6, Bild: Wikimedia Commons (Reinhold Möller, CC BY-SA 4.0)
Im August 2024 wurden die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld in Bayern gesprengt, ein symbolischer Schritt im Rückbau der Anlage, der seit 2018 läuft und noch Jahre dauern wird. Der Beton der Türme, die nicht radioaktiv belastet waren, wird vor Ort zerkleinert und eventuell wiederverwertet. Der Rückbau des Werks ist mit hohen Kosten von etwa 1,1 Milliarden Euro und der Entsorgung von 27.000 Tonnen Material verbunden.
Eine Alternative: Das AKW Zwentendorf in Österreich.
Quelle: Presseberichte.
Abriss 7, Bild: Ralf Gengnagel
In Burgau wurde im November das Haus am Spitalberg aus der Mitte des 18. Jahrhunderts abgerissen, obwohl es unter Denkmalschutz stand, da es stark verfallen war und als einsturzgefährdet eingestuft wurde. Während die Maßnahme aus Sicherheitsgründen notwendig erschien, wurde der Verlust des baukulturellen Erbes von vielen bedauert. Die zukünftige Nutzung des Grundstücks ist noch unklar.
Eingetragenes Baudenkmal Nr. D-7-74-121-63.
Quelle: Presseberichte.
Abriss 8, Bild: Vincent Burger
Der Abriss des Sandsteinhauses in Ottensoos sorgte für Diskussionen. Das Grundstück befindet sich seit über 150 Jahren in Familienbesitz. Das Haus, das 1860 erbaut wurde, war in einem schlechten Zustand und wurde seit den 1970er Jahren nicht mehr umfangreich saniert. Die Gemeinde Ottensoos verteidigt die Entscheidung des Gemeinderats, die Genehmigung für einen Neubau zu erteilen. Denn das Gebäude war nicht denkmalgeschützt. Einem Abriss stand damit rechtlich nichts entgegen.
Quelle: Presseberichte, Webseite der Gemeinde.
Abriss 9, Bild: Stadtbild Coburg
Insbesondere der Verein Stadtbild Coburg betonte die historische Bedeutung des Gebäudes, das eng mit der Geschichte der jüdischen Familie Ehrlich verknüpft ist. Die Ehrlichs betrieben dort seit dem Jahr 1896 eine angesehene Hutmacherfabrik und wurden später von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet. Der Abriss des Gebäudes bedeutet damit nicht nur einen Verlust historischer Baukultur, sondern auch das unwiederbringliche Auslöschen eines Zeugnisses jüdischer Stadtgeschichte.
Das Gebäude stand weder unter Denkmal- noch unter Ensembleschutz.
Quelle: Presseberichte, Verein Stadtbild Coburg.
Abriss 10, Bild: Dietmar Popp
Im Sommer 2024 wurde in der Altstadt von Kulmbach ein historisches Gebäude des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts sang- und klanglos abgerissen. Der Abriss betrifft ein Ensemblegebäude, wobei die gesetzlichen Schutzbestimmungen für Ensembles ähnlich streng wie für Einzeldenkmäler gelten.
Es bleibt – wie so oft – die Frage nach jahrelanger Vernachlässigung unter den Augen der zuständigen Denkmalbehörde.
Gebäude im Denkmal-Ensemble.
Quelle: Auskunft von Mitglied.
Abriss 11, Bild: Reinhard Pausch
Das Gebäude am Bahnhofsplatz, zuletzt von einer Physiotherapiepraxis genutzt, wurde im Juli abgerissen, um Platz für eine Praxiserweiterung mit Neubau zu schaffen. Es stand nicht unter Denkmalschutz. Das Gebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Gaststätte „Zur Eisenbahn“ errichtet, später stillgelegt und 1953 von der Kleiderfabrik Georg Riebl übernommen. Ortsbildprägend war es zweifellos.
Quelle: Auskunft von Mitglied.
Abriss 12, Bild: Jan Lange
Die Kellerwirtschaft in Schwandorf-Fronberg, die es seit dem 19. Jahrhundert gab und ursprünglich zur Bierlagerung der Hofmark-Brauerei diente, wurde 2006 als Gasthaus geschlossen und verfiel danach zunehmend. Mitte Januar begann der Abriss des Gebäudes, das nicht unter Denkmalschutz stand. Der Keller blieb erhalten, wird in Zukunft aber rein privat genutzt. Auf dem Grundstück sollen nun Mehrfamilienhäuser gebaut werden.
Quelle: Presseberichte.
Vielen Dank für Ihre Stimmen! Nach Abschluss der Abstimmung veröffentlichen wir hier den Abriss mit den meisten Stimmen. Mehr dazu erfahren Sie in unserer Pressemitteilung.
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