Pressemitteilung: Maibäume und Glatzköpfe
Hunderte Bräuche aus ganz Bayern bei Mitmach-Aktion erfasst
Mehrere hundert Menschen aus allen Teilen Bayerns haben über die Webseite „Brauchwiki“ Bräuche eingesendet, die sie begeistern. Zur Aktion „Mein liebster Brauch“ hatten ein Jahr zuvor Heimatminister Albert Füracker und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege aufgerufen. Neben Klassikern wie dem Maibaum-Aufstellen waren verborgene und humorige Bräuche dabei. Zu den ausgefalleneren Traditionen gehört zum Beispiel die Glatzen-Prämierung im fränkischen Weinort Neuses am Berg, bei der seit 1980 jeder Teilnehmer ein Glatzenpoliertuch erhält und der Gewinner Wein bekommt.
„Dank der Aktion ‚Mein liebster Brauch‘ können wir die volle Bandbreite des Brauchgeschehens in Bayern einsehen. Besonders berührt haben uns die vielen persönlichen Geschichten und Fotos, die uns Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugeschickt haben. Dabei ging es oft um Kindheitserinnerungen und um einschneidende Lebensereignisse. Viele freuen sich auch auf Brauchveranstaltungen, ‚weil man das ganze Dorf wieder sieht‘. Das zeigt, wie wichtig Bräuche für eine funktionierende Gemeinschaft sind. Sie füllen die eigene Heimat mit Leben“, sagt Michael Ritter, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bayerischen Landesverein für Heimatpflege.
Mehr als ein Dutzend Einsendungen drehten sich um Maibäume. „Der Maibaum ist mehr als nur der Baum. Da geht‘s los, einen Fichtenstamm und einen Gönner zu finden, dann wird der Baum gefällt und geschäpst, die Lage wird gehütet. Im März wird er eingeholt und dann Wochen lang bewacht, hergerichtet, bemalt, die Taferl werden gemacht, die Tänze werden geübt, Eier werden gesammelt für den Baum und Eierschmaus, der Baum wird aufgestellt, es gibt ein Festerl, Tänze, Musik, das Volk kommt zusammen, wir erfreuen uns vier, fünf Jahre am Baum (wenn der Blitz nicht einschlägt oder der TÜV uns trennt)“, schrieb ein Einsender aus Oberbayern.
Eine Jägerin beschrieb das Legen einer Strecke: „Nach der Anspannung und Aufregung während des Jagdtages ist das Versammeln der Jäger vor den geschossenen Tieren noch einmal ein Innehalten. Ich mag das, wenn dann mit Jagdsignalen (da gibt es für jede Tierart ein anderes Signal, das ein bisschen den Charakter dieser Art widerspiegelt) noch einmal an das genommene Leben gedacht wird.“
Die Aktion ist eine Kooperation des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege mit dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat und dem Bayerischen Rundfunk und wurde am 1. April 2023 feierlich von und mit Finanz- und Heimatminister Albert Füracker in Kollersried beim Schmücken des Osterbrunnens eingeläutet. Sie erstreckte sich über ein Jahr.
Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden Freikarten mitsamt Übernachtungen für folgende Brauchveranstaltungen in ganz Bayern verlost:
- Das Historische Festspiel „Der Meistertrunk“ in Rothenburg ob der Tauber
- Der Kötztinger Pfingstritt in Bad Kötzting
- Das Tänzelfest in Kaufbeuren
- Der Ziegenabtrieb in Mittenwald
- Der Willibaldsritt in Jesenwang
- Der Further Drachenstich in Furth im Wald
- Das Christkindlanschießen in Berchtesgaden
- Die Leonhardifahrt in Bad Tölz
- Die Lindenkirchweih in Limmersdorf
- Die Passionsspiele in Sömmersdorf
- Das Wolfauslassen in Rinchnach
Die Gewinne wurden von den jeweiligen Gemeinden bzw. Städten oder den ausführenden Vereinen gestiftet.
Auf der Webseite www.brauchwiki.de konnten Interessierte über ein Formular ihren Lieblingsbrauch, eine Geschichte, ein Foto und Angaben zur eigenen Person einschicken. Die Seite ist nach wie vor geöffnet und man kann Bräuche eintragen. Die Gewinn-Aktion ist jedoch beendet.
Ansprechpartnerin:
Dr. Daniela Sandner
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel. 089 286629-0
daniela.sandner@heimat-bayern.de