Pressemitteilung: Vom Mut, Bayern neu zu denken

Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V. fordert eine zukunftsfeste und nachhaltige Landesentwicklung

Eine Vielzahl an Partnern, unter ihnen der Bayerisches Landesverein für Heimatpflege e.V., stellte kürzlich einen „6-Punkte-Plan für ein zukunftsfestes Bayern“ vor. Darin werden die großen Fragen der Zeit – Klimawandel, Digitalisierung, gleichwertige Lebensverhältnisse und räumliche Gerechtigkeit – thematisiert. Denn in den nächsten Monaten steht eine umfassende Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) in Bayern an.

Die Unterzeichner des Plans fordern dazu auf, die Landesentwicklung in Bayern grundsätzlich neu und mutig zu denken und nicht auf einzelne Handlungsfelder zu beschränken. Für eine erfolgreiche Transformation ist ein themen- und ressortübergreifendes umfassendes räumliches Konzept für Bayern gefragt. Das Landesentwicklungsprogramm 2021 ist dabei ein zentrales Gestaltungselement für eine klimagerechte und gleichwertige Entwicklung in Stadt und Land.

Vorgeschlagen wird aus der Mitte der Initiativen auch eine verbindliche Raumordnungsklausel im Bayerischen Klimaschutzgesetz. Sie könnte ein erster wichtiger Schritt zur Stärkung der Landesentwicklung sein. Die Partner suchen dabei bewusst den Schulterschluss zur heute jungen Generation: auch Jugendverbände wie die Katholische Landjugend Bayerns e.V. oder die Evangelische Landjugend in Bayern erhalten Gehör. Denn nicht zuletzt spielen beim Thema Generationengerechtigkeit auch die Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine wichtige Rolle.

„Die Landesentwicklung strategisch geplant und die Herausforderungen der Zukunft berücksichtigend anzugehen, ist eine der vornehmsten Aufgaben der Staatsregierung. Ich hoffe sehr, dass der nun startende Prozess zur Neuauflage des LEP genutzt wird, klare Leitlinien für Themen wie beispielsweise Siedlungsentwicklung, Daseinsvorsorge, Flächensparen und Klimaschutz zu definieren. Nur so bekommen Kommunen und Regionen Planungssicherheit“, erläutert Dr. Olaf Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Landesvereins, erster Bürgermeister der Stadt Freyung sowie Bezirkstagspräsident von Niederbayern.

Zu den Kernforderungen der Initiative zählen auch ein sorgsamer und effizienter Umgang mit Flächen in Bayern durch die Sicherung freier Flächen und deren ökologische Aufwertung. Die konsequente Umsetzung des 5 ha-Ziels ist dazu ein wesentlicher Baustein, um perspektivisch eine Flächenkreislaufwirtschaft ohne Neuverbrauch von Boden zu erreichen. Die bisherigen Grundsätze der Raumordnung in der Novelle des Bayerischen Landesplanungsgesetzes reichen dazu nicht aus. Es müssen vielmehr für alle Planungsebenen verbindliche und auf jede Kommune heruntergebrochene Ziele gesetzt werden.

„Der Flächenverbrauch in Bayern beträgt ca. 10,8 ha täglich (Stand: 2019). Damit weist Bayern nach wie vor einen mehr als doppelt so hohen Flächenverbrauch auf, als in den Zielvereinbarungen des Koalitionsvertrags von 2018 vorgesehen. Wir müssen zu einer zukunftsorientiert gestaltenden, statt reaktiven, Landesplanung mit der Landschaft als Basis einer integrierten und nachhaltigen Raumentwicklung zurückkehren“, hebt Dipl.-Ing. Andrea Gebhard, Vorstandsmitglied im Landesverein und Sprecherin der Initiative „Für ein besseres LEP in Bayern“ hervor.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des „6-Punkte-Plans“ ist das nachhaltige und klimaschonende Bauen. Hierbei kommt dem ressourcenschonenden Umgang mit Bausubstanz eine besondere Bedeutung zu. Der Entwicklung im Bestand mit einer intelligenten (Um-)Nutzung und Umgestaltung des vorhandenen Gebäudebestandes muss hierbei ein Vorrang gegenüber Neubauten eingeräumt werden. Diese müssten dann aber mit recyclingfähigen Materialien und nachwachsenden Rohstoffen, beispielsweise mit Holz, gebaut werden.

„Das Bauwesen verantwortet aktuell einen Anteil von mehr als einem Drittel am heimatlichen Ressourcenverbrauch und der Energieaufwand für den Betrieb des Gebäudebestandes nimmt weiter zu. Fossile Energieträger, die nach wie vor den Großteil des Bedarfs decken, aber auch Baumaterialien und nicht zuletzt Grund und Boden stehen nun einmal nur endlich zur Verfügung“, erklärt Prof. Dipl.-Ing. Florian Nagler, ebenfalls Vorstandsmitglied des Landesvereins und Inhaber des Lehrstuhls für Entwerfen und Konstruieren an der TU München.

Die im „6-Punkte-Plan“ aufgezeigten Herausforderungen bedürfen eines tiefgreifenden Veränderungsprozesses in allen gesellschaftlichen Bereichen. Mehr noch: einer Vision und zugleich einer Handlungsanleitung für eine zukunftsfeste Entwicklung des Landes, auch im Sinne der Generationengerechtigkeit.

Insgesamt ist der „6-Punkte-Plan“ sowohl als eine Aufforderung als auch als ein Angebot der Initiativen zu verstehen, gemeinsam an der Landesentwicklung mitzuarbeiten. Dafür müssen auch Bürgerinnen und Bürger in vielfältiger Weise zur Teilhabe an Veränderungen eingeladen sein. Denn diese Prozesse erfordern nicht nur eine intensive wissenschaftliche Begleitung, sondern auch die Einbindung möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen, beispielsweise mit Hilfe von Ideenwettbewerben, Bürgergutachten und regionalen Zukunftswerkstätten.

„Bei den bevorstehenden Entscheidungen in der Landesentwicklung will der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e.V. einen fachlichen Beitrag leisten. Als zivilgesellschaftlichem Dachverband heimatpflegerischer Initiativen und zumeist ehrenamtlichen, bürgerschaftlichen Engagements kommt ihm dabei eine besondere Bedeutung zu“, betont Dr. Olaf Heinrich.

 

Hintergrund

Zur Institution

Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e.V. kümmert sich seit seiner Gründung im Jahr 1902 um Heimat-, Denkmal- und Baupflege, Volksmusik, Bräuche, Trachten und Mundart in Bayern. Das Leitbild des Landesvereins, die Heimat zu schützen, bedeutet nicht nur, sie zu bewahren und zu pflegen, sondern sie auch verantwortungsvoll weiterzuentwickeln.

Im Landesverein steht unter anderem der angemessene und in die Zukunft gerichtete Umgang mit der Landschaft im Fokus. Auch die Erhaltung und Fortführung der Baukultur in Bayern ist ein Kernthema seiner Arbeit.

www.heimat-bayern.de

Zum Thema

In den nächsten Monaten steht eine umfassende Fortschreibung des Landesentwicklungsprogrammes (LEP) an. Als wesentliche Themenfelder sind benannt: Klimawandel, Digitalisierung, gleichwertige Lebensverhältnisse und räumliche Gerechtigkeit.

Die unterzeichnenden Institutionen des „Offenen Appells für ein zukunftsfestes Bayern“ haben ihre eindringlichen Forderungen mit einem Angebot verbunden, an dem notwendigen Transformationsprozess und den damit verbundenen Lernprozessen nach Kräften mitzuwirken. Ebenso ist der „6-Punkte-Plan für ein zukunftsfestes Bayern“ als ein Impuls und ein Angebot zu verstehen, gemeinsam an den transformativen Möglichkeiten der Landesentwicklung zu arbeiten.

Den Plan kann man im Wortlaut unter anderem hier herunterladen: https://www.besseres-lep-bayern.de/

 

Bildmaterial

Bildtitel: Einfamilienhaeuser_am_Ortsrand_BLfH.jpg

Bildunterschrift: Durch Neubaugebiete, aber auch Gewerbegebiete, an den Ortsrändern von ländlichen Gemeinden geht viel Fläche in Bayern unwiederbringlich verloren. Das Bauwesen verantwortet zudem einen Anteil von mehr als einem Drittel am heimatlichen Ressourcenverbrauch. Im „6-Punkte-Plan“ fordern die unterzeichnenden Institutionen daher ein Umdenken und ein in die Zukunft gerichtetes Handeln.

Bildautor: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.

 

Ansprechpartnerinnen

Dr. Daniela Sandner, wissenschaftliche Mitarbeiterin

und Ursula Eberhard, Fachbereichsleiterin Landschaft

 

Anlagen

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