Über uns

Was bedeutet Heimat?

Zur Heimat gehören sowohl materielle Bestandteile wie Siedlungen, bauliche Anlagen, Kulturlandschaften, Denkmäler oder Trachten als auch immaterielle Überlieferungen wie Bräuche, Feste, Glaubensformen, Musik oder Dialekte. Aus der Überzeugung heraus, dass jeder Mensch ein Recht auf Heimat hat, sind Offenheit, Toleranz und Integration tragende Säulen eines zeitgemäßen, auf christlichen Werten und ethischen Grundsätzen beruhenden Heimatverständnisses.

Und was bedeutet Heimat für Sie?

Unser Leitbild

Bayern ist einer der ältesten Staaten in Europa, der, wie dies der Journalist Hans Kratzer in unserer Vereinszeitschrift einmal so trefflich formulierte, vor Geschichte und Traditionen schier überquillt. Kein Wunder also, dass der Begriff Heimat hier tiefer verankert ist als in den übrigen Bundesländern, auch wenn er nach dem Zweiten Weltkrieg lange verpönt war, weil ihn die Nationalsozialisten mit ihrer verbrecherischen Ideologie vergiftet hatten.

Somit ist es nicht überraschend, dass die Heimatpflege in Staat und Gesellschaft in keinem Bundesland so stark verankert ist wie in Bayern: Hier gibt es sieben hauptamtliche Bezirksheimatpfleger und eine Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, fast dreihundert ehrenamtliche Stadt- und Kreisheimatpfleger und unzählige Ortsheimatpfleger. Neben diesem fest institutionalisierten Kreis an Fachleuten bestehen noch zahllose Vereine, Einrichtungen aller Art, Gruppen und Privatpersonen, die das Feld der Heimatpflege intensiv beackern. So existieren beispielsweise heute mehr Heimatmuseen denn je, werden landauf, landab fast schon wöchentlich historische Jubiläen begangen, sperren immer häufiger musikantenfreundliche Wirtshäuser wieder ihre Türen auf und besitzt nahezu jede Gemeinde ein Heimatbuch.

Der 1902 gegründete Bayerische Landesverein für Heimatpflege kümmert sich seit seiner Gründung nicht nur selbst um Denkmal- und Baupflege, Volksmusik, Bräuche, Trachten und Mundart, sondern sorgte mit staatlicher Förderung häufig auch dafür, dass die für die Heimatpflege einschlägigen Institutionen geschaffen wurden und die in der Regel ehrenamtlich Tätigen die notwendige Unterstützung erhielten.

Die Heimat zu schützen bedeutet allerdings nicht nur, sie zu bewahren und zu pflegen, sondern sie auch verantwortungsvoll weiterzuentwickeln. In diesem Sinne hat sich die Heimatpflege den gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen der Gegenwart zu stellen und den vorhandenen Werten neue hinzuzufügen.

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Arbeitsbereichen und Leitbildern finden Sie in unserer Broschüre, hier als PDF zum Download.

Aus technischen Gründen enthält dieses PDF nicht alle Zwischenseiten.

Resolution "Haltung zeigen für die Heimat"

Auf der BHU-Mitgliederversammlung in Münster am 6. Juli 2019 unterzeichnete der Landesverein mit zahlreichen weiteren Heimatbünden die Resolution "Haltung zeigen für die Heimat".

Darin heißt es (in Auszügen):

"Unser heutiger Heimatbegriff hat sich bewusst und dezidiert gegen den Missbrauch des Begriffs im Nationalsozialismus entwickelt. Als Begriff sicher offen für viele subjektive Färbungen, ist der Heimatbegriff aber nicht geeignet, um andere zu diffamieren. Heimat entsteht durch das inspirierte Mit-Tun vieler; geprägt vom Mut, sich selbst an kulturelles und gesellschaftliches Wirken heranzuwagen, gleich welchen Geschlechts, welcher ethnischen oder sozialen Herkunft, welcher Religion oder Weltanschauung."

"Seit geraumer Zeit wird leider wieder versucht, den Heimatbegriff für politische Zwecke zu missbrauchen und so Personen und Gruppen auszugrenzen. Von einem derart diskriminierenden Heimatbegriff distanzieren wir uns nachdrücklich. Unser Heimatbegriff ist untrennbar verknüpft mit einer offenen, liberalen, freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft auf der Basis der Verfassungen von Bund und Ländern. Er kann nicht in eine Richtung festgeschrieben werden, sondern ist offen für Wandel und Interpretation und steht für Respekt vor dem Anderen in seiner Würde und seinen Rechten. Mit der Einengung des Heimatbegriffs würde uns allen unsere jeweils individuelle Heimat genommen."

"Wir setzen uns mit unseren Mitgliedern vor Ort aktiv dafür ein, Zusammenhalt zu stärken und unsere offene und pluralistische Gesellschaft zu bewahren sowie unsere freiheitlich demokratische Grundordnung als für alle rechtlich verbindlichen Rahmen unseres Zusammenlebens zu schützen. In diesem Sinne werden wir eine klare Haltung für Heimat zeigen!"

Den Volltext der Resolution können Sie hier einsehen.

Die Resolution ist im Wesentlichen inhaltsgleich mit dem (auch) gleichnamigen Offenen Brief des Landesvereins vom Mai 2019. Rückmeldungen und Zuschriften hierfür werden nach wie vor gesammelt.

Resolution "Wer da ist, gehört zur Heimat"

Zusammen mit dem Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) stellt sich der Landesverein mit zahlreichen weiteren Heimatbünden aus Deutschland entschieden gegen die Verwendung des Heimatbegriffs zur Diskriminierung und Ausgrenzung vermeintlich Anderer. Eine Argumentationshilfe soll die Abgrenzung nach rechts erleichtern (derzeit in Bearbeitung).

In der Resolution vom 27.11.2020 "Wer da ist, gehört zur Heimat", heißt es in einem Auszug:

"Die Verwendung des Heimatbegriffs als Mittel der Ausgrenzung von Menschen ist demokratiefeindlich, ganz gleich auf welchen Grundlagen die Ausgrenzung basiert, ob auf rassifizierenden, nationalistischen, antisemitischen, antiziganistischen oder anderen diskriminierenden Grundlagen. Das Grundgesetz wissen wir dabei auf unserer Seite. Wer hier ist, hat ein Recht darauf, Heimat in Deutschland zu erfahren, zu bilden und hier heimisch zu werden. Als Engagierte in der Heimatpflege sehen wir es als unsere Aufgabe an, dies in unserem Rahmen zu ermöglichen. Heimat ist eine Einladung. Wir sagen klar: Wer da ist, gehört zur Heimat dazu."

Die komplette Resolution finden Sie hier.

Hier können Sie unsere Auflistung von Institutionen und Argumentationsleitfäden gegen rechts (vgl. Artikel "Bedrohte Heimat?" in Schönere Heimat 4/2020) herunterladen.

Geschichte des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege

"Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege besteht bereits seit über einem Jahrhundert.
Wer hat ihn gegründet? Es waren Architekten und Künstler, die zu ihrer Zeit führend waren; es waren hohe Verwaltungsbeamte und Richter, die intensiv am Kulturleben Anteil nahmen; es waren renommierte Wissenschaftler.
Welche Idee hat sie geleitet? Sie arbeiteten auf einen umfassenden Schutz und eine sinnvolle Weiterentwicklung des kulturellen Erbes unseres Landes hin." - Johann Böhm, Vorsitzender und Landtagspräsident a.D.

1902

Gründung des "Vereins für Volkskunst und Volkskunde"
Wahl Prof. August Thierschs, Architekt, zum ersten Vorsitzenden (bis 1905)

1903

Gründung der Zeitschrift "Volkskunst und Volkskunde", später unter dem Titel "Bayerischer Heimatschutz", seit 1937 unter dem Titel "Schönere Heimat. Erbe und Gegenwart", seit 1982 "Schönere Heimat. Erbe und Auftrag"

1912

Umbenennung der Zeitschrift "Volkskunst und Volkskunde" in "Bayerischer Heimatschutz"

1913

Bezug des sogenannten "Riederer-Hauses", eines 1823 errichteten spätklassizistischen Wohnhauses an der ehemaligen Schwabinger Landstraße, heute Ludwigstraße 23 (Rückgebäude)

1916

Umbenennung in "Bayerischer Landesverein für Heimatschutz - Verein für Volkskunst und Volkskunde"

1926

Wahl Prof. Dr. Philipp Maria Halms, Geheimer Regierungsrat und Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums, zum ersten Vorsitzenden (bis 1933)

1930

Gründung der Zeitschrift "Der Bauberater. Werkblatt des Bayerischen Vereins für Heimatschutz",
heute unter dem Titel "Der Bauberater. Werkblatt des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege"

1938

Errichtung der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde unter dem Dach des Landesvereins für Heimatschutz (seit 1. Januar 1962 bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt)

1945

Umbenennung in "Bayerischer Landesverein für Heimatpflege"

1947

Errichtung eines bayernweiten Netzes an Bezirks-, Stadt- und Kreisheimatpflegern auf Initiative und unter Federführung des Landesvereins

1948

Wahl Prof. Dr. Wilhelm Diess', Generaldirektor der Bayerischen Staatstheater, zum ersten Vorsitzenden (bis 1956)

1949

Gründung der Arbeitsgemeinschaft "Der Bayerische Heimattag" in Rothenburg ob der Tauber, zusammen mit dem BUND Naturschutz in Bayern und der Verband bayerischer Geschichtsvereine.
Der Bayerische Heimattag findet bis heute alle zwei Jahre statt.

1950

Gründung der Reihe "Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde"

1956

Wahl Dr. Josef Hausners, Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofes, zum ersten Vorsitzenden (bis 1968)

1968

Wahl Rudolf Hanauers, Präsident des Bayerischen Landtages, zum ersten Vorsitzenden (bis 1991)

1971

Erste Volksmusikwoche "Bayerischer Dreiklang - Lied, Musik und Tanz in Altbayern, Franken und Schwaben" in Herrsching am Ammersee nach diversen Vorläufern seit 1964

1973

Inkrafttreten des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes auf Initiative des Landesvereins

1977

Erstmalige Verleihung der Medaille „Für vorbildliche Heimatpflege“ für Bürgerinnen und Bürger oder Bürgervereinigungen, die beispielhafte Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege erbracht haben

1978

Verabschiedung des Bayerischen Musikplans, der maßgeblich vom Landesverein entwickelt wurde

1981

Gründung der Reihe "Trachten in Bayern",
Einzelbände: Miesbach (1981), Unterfranken (1982), Weißenburger Land (1985), Die Volkstrachten in Oberbayern (1989), Zwischen Lech und Ammersee (1995), Unterer Lechrain (2001).

1984

Gründung der Zeitschrift "Volksmusik in Bayern. Mitteilungsblatt der Volksmusikberatungsstellen des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege"

1990

Erste Volksmusikalische Familienwoche "Lied, Musik und Tanz in Altbayern" in Pfünz nach diversen Vorläufern seit 1983

1992

Wahl Dr. h.c. Max Streibls, bayerischer Ministerpräsident, zum ersten Vorsitzenden (bis 1999)

1993

Gründung der Kontaktstelle Heimatforschung beim Landesverein
Erster Gredinger Trachtenmarkt auf Initiative und unter Federführung des Landesvereins in Kooperation mit dem Bezirk Mittelfranken und der Stadt Greding

1994

Gründung der Reihe "Bauernhäuser in Bayern. Dokumentation", in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,
Einzelbände: Mittelfranken (1994), Oberfranken (1995), Niederbayern (1995), Oberpfalz (1995), Unterfranken (1995), Oberbayern 1+2 (1998), Schwaben (1999)

1996

Gründung der Reihe "Heimatforschung. Ziele - Wege - Ergebnisse"
Erstmalige Verleihung der Auszeichnung "Musikantenfreundliches Wirtshaus" in Kooperation mit der Bayerischen Staatsregierung, den Bayerischen Bezirken sowie dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern

1998

Erstes Volksmusikspektakel "drumherum" in Regen in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung in Regen

1999

Wahl Johann Böhms, Präsident des Bayerischen Landtags, zum ersten Vorsitzenden

2005

Gründung der Schriftenreihe "Heimatpflege in Bayern" zum Thema "Historische Kulturlandschaft - Erhalt und Pflege"

2012

Errichtung des beim Landesverein angesiedelten Denkmalnetzes Bayern
Integration der Gesellschaft für bayerische Landeskunde in den Landesverein

2015

Gründung des Vereins Kulturerbe Bayern auf Initiative und unter Federführung des Landesvereins (2018: Gründung der Stiftung Kulturerbe Bayern)

2020

Wahl Dr. Olaf Heinrichs, Bezirkstagspräsident von Niederbayern, zum ersten Vorsitzenden
Inkrafttreten der Gemeinsamen Bekanntmachung: Richtlinie über die Heimatpflege in den Landkreisen, kreisfreien Städten und Großen Kreisstädten (Heimatpflegerichtlinie – HeiPflR)

Literaturhinweise

Bayerischer Landesverein für Heimatpflege (Hg.): erleben. bewahren. neu schaffen. Kultur als Erbe und Auftrag. 100 Jahre Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V. 1902 - 2002. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen. München 2002.

Pledl, Wolfgang: 100 Jahre Freistaat Bayern – Was trug der Bayerische Landesverein für Heimatpflege dazu bei? (= Schönere Heimat 2018, 4).