„Kulisse für unser bayerisches Lebensgefühl“
Oberbayern und der Landkreis Mühldorf haben ein neues Denkmal. Das weithin beliebte Ausflugsziel Sommerkeller in Erharting mit der Anschrift Vorberg 20 ist in die Denkmalliste aufgenommen worden. Der Eintrag geht auf eine Initiative des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege zurück, der die Einstufung des Objektes als Denkmal vor zwei Jahren anregte. Bei einer Veranstaltung des Heimatbunds Mühldorf hatte Landesvereins-Geschäftsführer Dr. Rudolf Neumaier das Publikum nach seiner Einschätzung befragt. „Alle im Saal waren einhellig der Meinung, dass der Sommerkeller denkmalwürdig sei“, erinnert sich Neumaier.
Diese Auffassung vertreten auch die Fachleute aus dem Landesamt für Denkmalpflege. Nach einer umfassenden Prüfung teilte diese Behörde der Gemeinde Erharting vor wenigen Tagen die Nachqualifizierung des Sommerkellers als Denkmal mit. „Das ist ein großartiges Ergebnis“, sagt Neumaier und betont die Wichtigkeit des Schutzes solcher Gebäude. „Solche Gebäude mit Geschichte sind die Kulisse für unser bayerisches Lebensgefühl, aus ihnen besteht unsere Heimat.“
Der Sommerkeller hat in der bayerischen Denkmalliste die Nummer D-1-83-116-15 und ist als „zweigeschossiger Satteldachbau mit Kniestock, Gesimsgliederung und traufseitiger Loggia“ beschrieben, auch der „durch einen abfallenden Zugang erschlossene Keller mit drei tonnengewölbten Räumen aus Ziegelmauerwerk und Einwurfschächten“ gehört zu diesem Denkmal. Seine Errichtung ist in der zweiten des 19. Jahrhunderts datiert.
„Jetzt steht es zum Glück unter Schutz“, sagt Heimatpfleger Neumaier. Das heiße aber auch, dass Eigentümer gegebenenfalls mit öffentlichen Fördermitteln rechnen können, wenn sie es herrichten müssen.
„Denkmalschutz ist in Bayern Staatsziel, er steht in der Verfassung“, betont Dr. Vinzenz Dufter, der beim Landesverein den Fachbereich Haus und Siedlung leitet.
Gleichzeitig bedauern die Heimatpfleger des Landesvereins, dass nahe dem Sommerkeller, in kaum zweieinhalb Kilometern Luftlinie, ein ähnlich pittoreskes und noch älteres Denkmal aus dem 18. Jahrhundert zugrunde zu gehen droht: In Engfurt bei Töging, also schon im Nachbarlandkreis Altötting, liegt ein früher ebenfalls außergewöhnlich beliebter Biergarten, der zur gleichen Brauerei gehört wie der Sommerkeller. In der Denkmalliste steht er als „Garteneinfriedung mit zwei Eckpavillons und Tor des ehem. Kastenamtshauses“.
Für Neumaier ist es „ein unsägliches Trauerspiel, dass hier so gut wie nichts passiert und alle, die laut Denkmalschutzgesetz zuständig wären, dem Verfall und dem Verwuchern zuschauen. So verlieren wir einen identitätsstiftenden Ort, eine Heimatkulisse.“
Der Erhartinger Sommerkeller wurde schon von Heimatdichtern und Starjournalisten besungen. Karl Bruckmaier, früher Autor bei der Süddeutschen Zeitung und Pop-Kritiker des Bayerischen Rundfunks, schrieb im Jahr 2023, am Ortsende von Erharting finde man „einen der schönsten Biergärten Bayerns (…), den Sommerkeller der Brauerei Erharting – ,geöffnet nur bei schönem Wetter´ – wo es unter hohen Bäumen Essen und Trinken ohne jeden landhausmodenhaften Schnickschnack gibt und den traumentrückten, im Dunst sich meist verlierenden Fernblick gratis dazu“. Den Mühldorfer Poeten Franz Xaver Rambold, gestorben anno 1938, inspirierte der Sommerkeller schon vor hundert Jahren zu einem Gedicht, dessen erste Strophe lautet: „Der Erhartinger Keller / ist eine schöne Saß. / Da schlägt das Herz dir heller / bei einer Rahmerlmaß.“
Die Pressemitteilung können Sie hier PM BLfH Sommerkeller ist Denkmal herunterladen.
Ansprechpartner im Landesverein:
Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer
Tel. 089 286629-13








