Dieter-Wieland-Preis des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege e.V. am 11. November 2025 in München
von Dr. Florian Herrmann, MdL, Leiter der Staatskanzlei, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien
Sehr geehrter Herr Wieland,
sehr geehrter Herr Dr. Neumaier,
liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Bayerischen Landtag,
sehr geehrter Herr Hintermeier,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
I.
Es ist mir eine große Freude und Ehre, heute Abend die Laudatio auf den diesjährigen Träger des Dieter-Wieland-Preises halten zu dürfen. Es gibt mir gleichzeitig die Gelegenheit, mich beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege einmal etwas einzubringen als nur durch die Zahlung meines Mitgliedsbeitrages.
Sehr geehrter Herr Wieland, mit dem Preis, der die Ehre hat, Ihren Namen zu tragen, zeichnet der Bayerische Landesverein für Heimatpflege seit 2023 Medienschaffende aus, die sich auf herausragende Weise in den Bereichen Baukultur und Denkmalpflege in und für Bayern engagieren.
Damit verleiht er nicht nur der Arbeit der Preisträgerinnen und Preisträger, sondern dem Thema Denkmalpflege insgesamt eine großartige Bühne und die öffentliche Aufmerksamkeit, die sie verdienen.
Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege steht wie kaum eine andere Institution für das Bewahren und Weiterentwickeln unserer regionalen Identität. Seit seiner Gründung im Jahr 1902 setzt er sich unermüdlich für den Schutz, die Pflege und die Wertschätzung der bayerischen Kulturlandschaft, der Denkmäler und der traditionellen Baukultur ein.
Dieser Einsatz macht Sie alle zu unverzichtbaren Akteuren im Spannungsfeld zwischen Fortschritt und Bewahrung, zwischen Modernität und Tradition, und zu starken Partnern für alle, denen die Geschichte und Zukunft Bayerns am Herzen liegen!
II.
Sehr geehrter Herr Hintermeier, bevor ich Ihnen gratuliere, möchte ich der Jury gratulieren: Sie haben eine ausgezeichnete Wahl getroffen!
Wie sehr Herr Hintermeier seine oberbayerische Heimat liebt, zeigt allein die Tatsache, dass er die renommierte Leitung des Feuilletons der FAZ aufgegeben hat, um stattdessen Bayern- und Österreich-Korrespondent Kultur zu werden!
So ist er vom bayerisch-hessischen Grenzgänger zum bayerisch-österreichischen geworden.
Als Burghausener muss er dafür auch lediglich die Salzach überqueren – bzw. als guter Schwimmer, der er ist, einfach durchqueren.
Mit Hannes Hintermeier ehrt der Landesverein in diesem Jahr einen Journalisten, der es wie kaum ein zweiter versteht, den Wert unserer historischen Bauwerke und unserer Heimat nicht nur zu erkennen, sondern auch sichtbar und hörbar zu machen!
Bereits während seines Anglistik- und Germanistik-Studiums an der LMU begann er journalistisch zu arbeiten. Nach seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule München startete er seine Redakteur-Karriere, die ihn über verschiedene hochkarätige Stationen zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung führte. Seit 2001 prägte er zunächst als stellvertretender Ressortleiter, von 2019 bis 2021 schließlich als verantwortlicher Redakteur das Feuilleton der Zeitung. Seither berichtet – wie erwähnt – er als Feuilleton-Korrespondent aus Bayern und Österreich für die FAZ. Seine Beiträge erscheinen darüber hinaus in zahlreichen weiteren Publikationen, darunter „Merkur“, „du“, „The Atlantic Times“, Kulturjournal (Bayern2Radio) und Bücherjournal (Deutschlandfunk).
Hannes Hintermeier gehört zu jener raren Gattung von Journalisten, die das Feuilleton als Lebensform verstehen und jede seiner Spielformen aus dem Effeff beherrschen.
Seine Texte verbinden geistige Eleganz mit präziser Beobachtung, seine Sätze sind geschliffen, ohne je geschwätzig zu sein. Er schreibt nicht über Kultur – er schreibt aus ihr heraus!
Wer ihn liest, spürt, dass hier einer am Werk ist, der das große Gespräch zwischen Kunst, Gesellschaft und Individuum ernst nimmt – und der weiß, dass Urteilsfähigkeit und Stil keine Gegensätze sind.
Hintermeiers Blick ist kritisch, manchmal spitz, doch nie zynisch; klug, aber nie belehrend.
Er versteht, dass journalistische Verantwortung auch eine ästhetische ist.
Er hat einmal gesagt: Die Glosse im Feuilleton muss erstklassig sein, sonst darf sie nicht erscheinen! Die Glosse ist für ihn der Goldstandard des Qualitätsjournalismus.
In einer Zeit, in der Aufmerksamkeit oft lauter ist als Einsicht, bleibt Hannes Hintermeier leise – und gerade deshalb hörbar. Seine Texte sind Einladung und Zumutung zugleich: sie fordern Denken, sie eröffnen Horizonte.
Er hat das Feuilleton geprägt, ohne es zu dominieren. Er hat höchste Ansprüche vor allem an sich selbst:
Hannes Hintermeier hat Maßstäbe gesetzt, ohne sie aufzudrängen. Und er erinnert uns daran, dass guter Journalismus immer auch eine Form von Kulturpflege ist – mit Haltung, Humor und Herz.
Hannes Hintermeier ist ein Meister der genauen Beobachtung. Er sieht hin, wo andere nur hinschauen – und er hört zu, bevor er urteilt.
Diese Haltung verbindet ihn mit dem Namensgeber des Preises: Dieter Wieland, der nie das Vordergründige suchte, sondern das Verborgene, das Wesentliche, das Bleibende.
Seit vielen Jahren prägt Hintermeier mit seinen Arbeiten das kulturelle Gespräch in Deutschland – als Feuilletonist, als Kritiker, als kluger Chronist einer Gesellschaft, die manchmal schneller redet, als sie denkt.
Seine Texte zeichnen sich durch eine seltene Mischung aus Souveränität und Neugier aus, aus Bildung ohne Dünkel, aus Haltung ohne Pose.
Er schreibt mit feinem Humor und unbestechlicher Klarheit, mit einem tiefen Respekt vor den Dingen, über die er schreibt – seien es Bücher, Theater, Architektur oder die Menschen, die sie gestalten.
In einer Zeit, in der vieles laut ist, vertraut Hannes Hintermeier auf die Kraft der leisen Töne.
Seine Arbeit steht für journalistische Kultur im besten Sinne: für das genaue Wort, das kluge Urteil, die Verantwortung gegenüber der Sprache und der Öffentlichkeit.
Wer ihn liest, spürt, dass hier einer schreibt, dem Heimat nicht Enge bedeutet, sondern Herkunft und Haltung!
Hintermeiers Texte sind geprägt von einem klaren Blick für das Wesentliche, einer tiefen Verwurzelung in seiner oberbayerischen Heimat und einer bemerkenswerten Fähigkeit, auch komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen.
Kenntnisreich, gut informiert, kurzweilig und stets vor der Folie des Denkmalschutzes hat er in diesem Jahr beispielsweise über
- die Wiedereröffnung der Synagoge in der Münchner Reichenbachstraße,
- die Aufnahme der Königsschlösser in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes,
- die Sanierung des Klosters Beuerberg
- oder den Hochhaus-Streit um das Gelände der Paketposthalle [alles Artikel, die i.R.d. Preisausschreibung von der FAZ eingereicht wurden]
Er ist dabei kein Romantiker vergangener Zeiten, sondern ein kritischer Begleiter aktueller Entwicklungen, der Missstände offen anspricht, Erfolge würdigt und immer wieder dazu anregt, über die Bedeutung von Heimat und Identität nachzudenken.
Durch sein journalistisches Schaffen hat er maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für den Wert der Baukultur und die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Denkmalpflege in die breite Öffentlichkeit zu tragen.
Seine Artikel geben engagierten Bürgerinitiativen und Menschen vor Ort eine Stimme.
Mit feinem Gespür für regionale Besonderheiten und bemerkenswertem Wissen hat er unzählige Beiträge verfasst, die weit über den Tag hinauswirken.
Hannes Hintermeier ermutigt dazu, sich einzumischen, Verantwortung zu übernehmen – und zeigt auf, wie sehr unsere Gegenwart von einer lebendigen Vergangenheit profitieren kann.
Passend dazu wird sein publizistisches Schaffen von einem umfangreichen ehrenamtlichen Engagement begleitet [seit 1992 Juror, Moderator u. Kurator Schwabinger Kunstpreis; Tukan-Preis (München); Literaturpreis d. Hansestadt Hamburg; Jean-Paul-Preis d. Freistaats BY, Kurator d. Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia (Bamberg), seit 2023 im Kuratorium „Förderer & Freunde der Bayerischen Staatsbibliothek“].
Also, mehr braucht man nicht zu sagen: Hannes Hintermeier ist ein verdienter und würdiger Preisträger.
Mit dem Dieter-Wieland-Preis wird mit Hannes Hintermeier also ein Journalist geehrt, der das Denken zum Handwerk gemacht hat – und das Handwerk zum Kunstwerk.
Bild: Matthias Ettinger (@kwerbild)








